Bruttonationalglück – die große Idee eines kleinen Landes

Bhutan ist bekannt für sein Ansatz, das Konzept des Bruttonationalglück entwickelt und zum obersten Politikziel erhoben zu haben. Statt Wohlstand vorrangig als Wirtschaftswachstum in monetärer Weise (BIP) zu messen, geht es um das Wohlbefinden der Bevölkerung. Dazu wurde eine Kommision berufen, die über den Ministerien angesiedelt ist, jeder Gesetzentwurf muss von der Kommission geprüft werden, ob er dem Oberziel des Bruttonationalglücks zuträglich ist.

Glück als Politikziel ist dabei besonders mit dem Streben nach nachhaltigen Entwicklung verbunden, so soll etwa die Energieversorgung auf erneuerbaren Ressourcen beruhend ausgebaut werden und die Landwirtschaft komplett auf biologischen Anbau ausgerichtet sein. Ebenso gilt der Erhalt von Tradition und kulturellen Werten als wichtig. (Dies ist angesichts von zunehmend verbreitetem Sateliten-TV und Internet eine besondere Herausforderung, da es sich bei Bhutan um ein Land handelt, das relativ lange von diesen Einflüssen abgeschnitten war).

Landesweit wurde das Glück mittels einer Bevölkerungsbefragung im Jahr 2010 + 2015 ermittelt. (Der Film What Happiness Is gibt einen Einblick in die Befragung.) Ein Prozent der Bevölkerung wurde in stundenlangen Interviews befragt. Dies ist eine beachtliche Prozedur…man stelle sich vor, in der BRD gäbe es statt einer Volkszählung demnächst eine Glücksbefragung.

Eine Übersicht zum GNH findet sich unter www.grossnationalhappiness.com mit allen Kategorien, dem Fragebogen, den Berechnungsformeln und allen Ergebnisse.
Die Internetseite der Gross National Happiness Commission: www.gnhc.gov.bt
Eine kurze Präsentation (Power Point, 10 Folien) gibt einen Überblick über das Konzept.

Aber es gibt jedoch auch kritische Stimmen, beispielhaft wird über die problematische Lage von Flüchtlingen und MigrantInnen aus Tibet berichtet. Die Wissenschaftler Pelegrini/Tasciotti stellen dies in ihrem Artikel „Bhutan: between happines and horror“ deutlich dar. Siehe dazu auch die Berichte von Human Rights Watch und Amnesty International zu Bhutan.

Bruttonationalglück ist das Konzept eines Indikators zum Wohlstand und Wohlbefinden einer Landesbevölkerung und bietet somit eine Alternative zu gängigen Messweisen von Wohlstand, z.B. dem monetären Indikator des BIP/BSP. Auch wenn das Beispiel aus Bhutan nicht ohne Kritik zu sehen ist und sich nicht direkt übertragen lässt, so kann es doch als eine wichtige Inspiration gelten. Wikipedia bietet einen Überblick zum Thema und ein animiertes Video erklärt, wiederum am Beispiel von Bhutan, was es mit dem Konzept der alternativen Wohlstandsmessungen auf sich hat.